Textil und Architektur

Jeder hat schon einmal eine leere Wohnung besichtigt und empfand sie als schallhart und den Nachhall in den Räume als äußerst unangenehm. Doch kaum sind dieselben Räume möbliert, mit Vorhängen geschmückt und bewohnt, empfindet man sie plötzlich als äußerst behaglich, komfortabel und entspannend… Interessanterweise sind Textilien (Vorhänge, Wandbespannungen und – behänge, usw.) schon seit Langem wesentliche Elemente der Innen-raumgestaltung.

1.

Die Begriffe „Textil“ und „Architektur“ sind seit alters her eng miteinander verflochten: Beide bezeichnen kunstvolle, organische, komplexe Strukturen… Spricht man nicht im Französischen auch von urbanem Gewebe („tissu urbain“)? Beide sind zivilisationsgeschichtlich weltweit präsent. Schon allein von der Klangfarbe her sind „Textur“ und „-tektur“ einander ebenso nah wie ihre Funktion: Umschließen und Abdecken. Beide verbinden in sich das Private und das Kollektiv… Es war der deutsche Architekt Gottfried Semper (1803 –1879), der als Erster den etymologischen Ursprung der architektonischen Fachbegriffe untersuchte, den „Ursprung der Architektur im Textilen“, wie er es ausdrückte. „Im Deutschen bezeichnet das Wort 1 Decke sowohl eine Zudecke als auch eine Zimmerdecke. Zaun hat denselben etymologischen Ursprung wie Saum; im Wort Gewand steckt das Wort Wand.“ Laut Semper sind diese Begriffe keine einfachen Metaphern, sondern mit großer Sicherheit Spuren des Ursprungs der Architektur im Textilen. Dazu Jacques Bril 2: „Höchstwahrscheinlich inspirierten sich die ältesten Textilmodelle von der grob geflochtenen Struktur der vorgeschichtlichen Palisaden. In der Vorstellung des Menschen, wie auch unter technischen Gesichtspunkten, erfüllen Textil und Mauerwerk, Webkunst und Architektur oft ähnliche, wenn nicht deckungsgleiche Funktionen: räumliche Abgrenzung und Schutz.
In diesem Sinne, und über den einfachen Bezug auf die Jurte oder das Zelt hinaus, schafft das Textil die Architektur: Kleidungsstücke sind unser erstes „zu Hause“, Wandbehänge machen ein Schloss bewohnbar, usw. Beide umhüllen den Körper… das Textil meist hautnah, die Architektur aus der Ferne…

 

2.

Entgegen einer verbreiteten Annahme haben nicht alle modernen Architekten die Textilien aus ihren Projekten verbannt, im Gegenteil. Denkt man beispielsweise an die Architektur von Mies van der Rohe (1886 –1969), so dankt man häufig spontan an den von ihm anlässlich der Weltausstellung von 1929 in Barcelona entworfenen Pavillon: Ein Gebäude aus Stahl und Glas, puristisch und sachlich, doch gleichzeitig auch geschaffen aus edlen Werkstoffen wie Marmor, Travertin oder roter Onyx. Dieser Bau ist sicherlich eines der ikonischen Bauwerke der modernen Architektur. Weniger bekannt ist jedoch, dass dieser Architekt ebenfalls 1927 in Berlin für die Modemesse Die Mode der Dame das Café „Samt & Seide“ entworfen hat. Dieses zusammen mit Lilly Reich realisierte Café war als offener Raum konzipiert: Für Raumteilung und Ambiente sorgte allein eine minimalistische Struktur bestehend aus Stoffbahnen aus Samt und Seide in unterschiedlichen Formaten und Farben, die, wie Vorhänge, an Stahlrohren aufgehängt waren.
Für dieses Projekt, wie auch für den zwei Jahre später in Barcelona errichteten Pavillon, nutzte Mies van der Rohe die räumlichen und gestalterischen Qualitäten der Materialien und ihr Zusammenspiel…

3.

„Die heutige Architektur verlangt, dass man ihre Wände wärmt…“, schrieb Le Corbusier (1887–1965) in einem als Loblied auf den Wandteppich gedachten Artikel 3: „Er ist das Wandbild der Nomaden, er passt sich den Lebensgewohnheiten des modernen Menschen an, man kann ihn mitnehmen vom Zimmer ins Hotelzimmer, von Wohnort zu Wohnort… Man rollt ihn zusammen und nimmt ihn mit auf einen Landausflug, man hängt ihn vor eine Steinmauer oder Holzwand… Und sofort wirkt er wie ein Kleidungsstück, er wärmt. Wolle ist erdverbunden, sie stammt von Schafen. Man kann sie fühlen, anfassen, waschen…“

 

 

4.

In dem von ihm in Floirac, einem Vorort von Bordeaux, errichteten Haus (1998) lässt der niederländische Architekt Rem Koolhaas in der Decke des Zwischengeschosses ein komplexes Schienensystem anbringen, dank dem verschiedenste Vorhänge, Wandteppiche, Gardinen frei bewegt werden können. Diese „Vorhänge“ haben keine einfache Filterfunktion vor Fensterfronten, sondern verleihen der Architektur Komplexität und Textur: Klima, Licht, Ambiguität und Exzentrizität. Sie interagieren mit der Außenwelt, umschließen das Haus. Ein verblüffender Effekt: Vor dem Auge des Betrachters entstehen neue Räume, deren Wände sich im Wind aufblähen, biegen, ständig verformen, wie in einer Art „Schleiertanz“. 2012 wurden diese Vorhänge dann von der Künstlerin Petra Blaisse neu gestaltet. Rem Koolhaas hatte ihr bereits die Ausgestaltung der Villa Dall’Ava (Saint-Cloud, 1991) und der Casa da Música (Porto, 2005) übertragen, wobei ihr Konzept der großflächigen Vorhänge, ihrem Markenzeichen, Anwendung fand. Dazu Petra Blaisse 4: „Falten verursachen Geräusche. Dinge, die unsere Körper umhüllen, unsere Haut berühren, werden Teil der Architektur…“.

 

5.

Unsere Wahrnehmung der zahlreichen Umwelteindrücke erfolgt auf unterschiedliche Weise, gemäß quantifizierbaren, objektiven, nutzenbestimmten Parametern, aber auch subjektiven Phänomenen wie Gefühlen, Emotionen, Kultur… Erst aus der Verknüpfung dieser verschiedenen Phänomene entsteht ein Gesamteindruck von Komfort: Wärme-, Geräusch- und Sichtkomfort, usw. sind daher notwendigerweise subjektive Begriffe, bei denen die individuelle Wahrnehmung im Mittelpunkt steht. So stehen Textilstoffe in direktem Bezug zu Begriffen wie Ambiente und Komfort, handelt es sich doch um Materialien, die wir vom Wesen her als „warm“ empfinden, im Gegensatz zu Stahl oder Glas, die wir immer als „kälter“ einstufen. Dieser Eindruck beruht auf objektiven, messbaren Kriterien: Textilien haben einen niedrigen Wärmeeindringkoeffizienten 5. Da diese Materialien aber schon seit Jahrhunderten Teil des menschlichen Alltags sind, müssen wir auch berücksichtigen, dass in unserem Kulturkreis, über die offensichtliche „absorbierende“ Funktion hinaus, das menschliche Auge Gewebe, Stoffe, Wirkwaren automatisch mit dem Begriff „Komfort“ assoziiert.

1. Gottfried Semper, Les quatre éléments de la construction, 1851
2. Jacques Bril, De la toile et du fil, éd. Clancier-Guénaud, 1984
3. Le Corbusier, « Tapisseries Muralnomad », in. Zodiac 7, Milan, 1960
4. Petra Blaisse, Inside Outside, MAI publisher, 2009
5. Effusivité. Lorsque l’on marche pieds nus dans une salle de bains, nous ressentons le tapis de douche comme plus chaud que le carrelage, alors qu’ils sont tous les deux à la même température : celle de l’air ambiant. Ce phénomène étrange résulte du fait que l’un et l’autre ne se réchauffent pas à la même vitesse parce qu’ils n’ont pas le même coefficient d’effusivité (Ef) : plus ce coefficient est bas, plus le matériau se réchauffe vite. L’effusivité thermique, parfois dénommée « chaleur subjective », caractérise donc la capacité d’un matériau à échanger de la chaleur lors de sa mise en contact avec un autre. Elle permet ainsi de caractériser cette sensation de « chaud » ou de « froid » que donne chaque matériau.
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